Tipps

Auf dieser Seite finden Sie ein paar Empfehlungen für Ihre Unterrichtspraxisin den Bereichen Lehrwerkanalyse, Grammatik, Phonetik sowie einige Arbeitsblätter zum interkulturellen Lernen.


Lehrwerkanalyse

Jede Lehrkraft sucht das passende Lehrwerk für die optimale Gestaltung des Unterrichts. Ein Lehrwerk, dass zu 100 % für jede Klasse oder Lerngruppe passt, gibt es leider nicht.

Wir Lehrer sind wie Komponisten: Jede Stunde komponieren wir neu. Mal wird es eine Sonate, mal ein Kammerkonzert, mal eine Symphonie. Schlimm ist nur, wenn es zu einem Soloauftritt wird.

Deshalb suchen Sie für sich und die Lerngruppe ein gutes Lehrwerk aus und machen Sie das Beste daraus!

Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei.

 

1. Lehrwerk

Was gehört zu einem Lehrwerk? (Lehrbuch, Arbeitsbuch, CDs, Spiele, Plakate, Grammatisches Beiheft, Lehrerhandbuch, digitale Apps usw.)

2. Lehrbuch

Struktur des Lehrbuches: Wie viele Lektionen hat das Lehrbuch? Welche Themen werden behandelt? Wie steil ist die grammatische und lexikalische Progression? Gibt es Illustrationen? Welche? Welche Rolle spielen sie? Was gibt es an Zusatzmaterial zu den Lektionen? Wörterliste, Grammatik, Karten, Spiele? Bieten die Texte und Illustrationen ein authentisches Deutschlandbild? Gibt es genügend landeskundliche Materialien? Wie ist derAnhang aufgebaut? Alphabetisches Wörterverzeichnis? Verzeichnis nach Lektionen? Vokabeln im Kontext? (Das Lehrbuch - in analoger und digitaler Form - ist das Hauptinstrument für Lehrkräfte und Lernende. Gerade im DaZ-Bereich brauchen die Lernenden eine Orientierung, die das systematische Erlernen einer Zweit- oder Fremdsprache besonders beim Online-Unterricht erleichtert.)

3. Lehrbuch-Lektionen

Aufbau einer Lektion: Bestandteile der Lektion? Spielt die Mehrsprachigkeit eine Rolle? Wie viele Übungen gibt es im Durchschnitt? Gibt es spezielle Übungen zur Grammatik, Lexik, Phonetik? Wie wird die Lexik eingeführt (implizit-explizit)? Gibt es genügend Übungen zum Training und zur Festigung der Lexik? Wie wird die Grammatik eingeführt (deduktiv – induktiv)? Wie viele Unterrichtsstunden sollte man für eine Lektion einplanen?

4. Arbeitsbuch

Struktur des Arbeitsbuches: Wie wird das Angebot des Lehrbuchs durch das Arbeitsbuch - auch in digitaler Form - ergänzt? Eignet sich das Arbeitsbuch für das eigenständige Arbeiten (online)? Werden die Teilkompetenzen (Lesen, Schreiben, Hören, Sprechen) gezielt gefördert? Gibt es differenzierte Aufgabenstellungen auf unterschiedlichen Niveaus? Gibt es Übungen zur Alphabetisierung?

5. Ergänzende Materialien

Wie kann man sinnvoll eine Lektion mit Hilfsmaterialien ergänzen? (Nicht mehr als ein Arbeitsblatt pro Stunde!) Gibt es genug Material für unterschiedliche Interaktionsformen? Gibt es Aufgaben zur Erfolgskontrolle? Sind im Lehrwerkkomplex digitale Materialien vorhanden? (Moderne Lehrwerke enthalten in der Regel Apps mit QR-Code zu jeder Lektion, die man problemlos mit einem mobilen Endgerät nutzen kann. Der Einsatz der Lehrbuch-Apps ist sinnvoll sowohl für das Training im Bereich Wortschatzerweiterung und Phonetik als auch für das häusliche Lernen beim Online-Unterricht.)

 

Wie überwindet man im Lernprozess phonetische Schwierigkeiten?

 

Hier ist ein Beispiel für den Umgang mit den Problemen der Aussprache aus der Tagung "Professionalisierung für Sprachbildung und Mehrsprachigkeit in allen Fächern" (29./30.09.2022), illustriert durch das Poster der Universität Duisburg-Essen von Sandra Carrasco Alvarez.


Beim Erwerb der deutschen Sprache haben die Schüler verschiedener Nationalitäten oft große Schwierigkeiten mit der Aussprache.  

So fällt es z.B. den Schülern aus dem slawischen Kulturbereich schwer, die Differenzierung zwischen langen und kurzen Vokalen vorzunehmen, z.B. wieder-Widder. Ein anderes Beispiel ist die Palatalisierung des L-Lautes: leise, Lampe. Das L wird dabei zu hart ausgesprochen.

Arabische Schüler haben andere Schwierigkeiten. Sie kennen nur 3 Vokale: a, i, u. Deshalb fällt es ihnen schwer, zwischen i und e (Pelz-Pilz) oder o und u (Schloss-Schluss), ö und ü (möchte-müchte) zu unterscheiden. Bei den Konsonanten fehlen im Arabischen die Laute p und v.

Bei beiden Sprachgruppen stellen die ich-Laute und die Kombination -ng dar.

Bei Schülern aus dem hispanistischen Sprachraum erweisen sich die Zischlaute als besondere Herausforderung, z.B. Schlange-Slange, Zunge-Sunge.

Schüler aus dem ostasiatischen Sprachraum haben Probleme mit dem Unterschied zwischen r und l, z.B. Latte-Ratte, aber auch zwischen b und v (Ball-Wall).

Für alle gilt, dass der Unterschied zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten zu beachten ist.

 

Was hilft?

1. verschiedene Tonträger verwenden, z.B. Lehrwerk-CD, Fernsehen, Hörspiele

2. bestimmte Laute zunächst isoliert, dann in der lexikalischen Einheit und schließlich im Satz nachsprechen lassen, z.B. ch, ch, ch - ich - möchte - ich möchte ein Eis. Oder: ng, ng, ng - Frühling - Junge - ein Junge spielt im Frühling. Oder: kurzes o - langes o: o-oh, o-oh, o-oh - kommen-Wohnung - komm in die Wohnung.

3. viel im Chor und einzeln nachsprechen lassen

4. kurze Dialoge aus dem Lehrbuch, die für das Hörverstehen bestimmt sind (in der Regel im Buch speziell markiert), zuerst hören, dann lesen und dann zusammen nachsprechen lassen

5. kurze Gedichte, Lieder, Reime lernen und vortragen

6. für jede Stunde phonetische Gymnastik (Mundgymnastik) einplanen (5-7 Minuten) 

7. Der Lehrer sollte immer als sprachliches Vorbild auftreten. Deshalb deutlich und zunächst auch mit reduzierter Geschwindigkeit sprechen.


Wie überwindet man im Lernprozess grammatische Schwierigkeiten?

Am besten spielerisch und kleinschrittig! Mit viel Üben und möglichst viel Anschauungsmaterial (Karten, Folien, Plakate). Die grammatischen Phänomene kann man auch gut in einem separaten Grammatikheft festhalten. Das Schreiben fördert das Verstehen, Merken und Anwenden. Das Grammatikheft sollte von der ersten Stunde angelegt werden und konsequent bis zum Ende des Lernjahres fortgeführt werden. Nutzen Sie die Grammatikanhänge der Lehrwerke - das begünstigt den Aufbau der Lernergrammtik bei den Teilnehmern.

Es gibt kleine Reime und Merkverse, mit deren Hilfe sich der Schüler bestimmte Erscheinungen (wie z.B. trennbare Präfixe oder das Genus der Substantive) merken kann. Zum Beispiel:


1. Pluralbildung der Substantive (10 Typen!)

 

In der Regel „-en“. Banane – Bananen, Erdbeere – Erdbeeren

Seltener „-e“. Tisch – Tische

Noch seltener „-er“. Haus – Häuser.

 

A, o, i und u

Da kommt ein „-s“ dazu.

Beispiele:

Kino – Kinos

Kiwi – Kiwis

Parka – Parkas

Kanu - Kanus

 

2. Untrennbare Präfixe

 

Untrennbare Präfixe merken: be-, ge-, er-, ver-, zer-, ent-, emp-

bekommen – Ich habe das Buch bekommen.

empfehlen – Ich empfehle dir das Buch.

Merkvers:

Be-, ge-, er-, ver-, zer-, emp-, ent-

werden nicht getrennt!

 

3. Perfekt der Verben mit „sein“

Die Verben der Fortbewegung bilden das Perfekt mit „sein“.

Ich bin geschwommen. Ich bin geflogen.

Ausnahmen: entstehen, passieren, umziehen, geboren

Ich bin nach Deutschland umgezogen. Mozart ist in Salzburg geboren.

Merkvers:

gehen, springen, fliegen, fahren,

klettern, hüpfen, stürzen, fallen,

umziehen, stolpern und passieren,

kommen, reiten, galoppieren.

 

4. Artikel mit Merkversen einprägen

Der, ein - Maskulinum

Steht am Ende –el, -ling, -ig,

–ist, -or, -ör, -ent, -ant, und -loge,

und natürlich -us, -er, -ler,

gibt’s hier den Artikel „der“.

 

Die, eine - Femininum

Ist am Ende –heit und –keit,

-ens und –ans, -ung, –ur, und –ade,

-ive, -ik, –in, -tät, -e, –ie,

dann ist der Artikel „die“.

 

Das, ein - Neutrum

Ist am Ende –chen, -lein, -tum,

-et, -at, –ment, -sel, -sal und –um,

natürlich –nis, jedoch nicht –nas,

dann ist der Artikel „das“.


Ein paar Arbeitsblätter zum Herunterladen